IMMER WEITER?
Ultra-Marathons über viele Wochen und mit beeindruckenden Streckenlängen und ähnliche Events dieser Sparte scheinen die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit immer weiter nach oben zu verschieben. Teilweise über Wochen bewältigen die Teilnehmer hohe Strecken, nicht selten unter extremen klimatischen Bedingungen. Immer höher, schneller, weiter scheint als Motto hier seine Verwirklichung zu finden.
Doch gibt es eigentlich eine physiologische Grenze der Ausdauer ab der irgendwann Schluss ist? Dies lässt eine Studie erschienen Science Advances-Magazins vermuten. Wie genau diese ablief, welche Ergebnisse sich zeigten und was du hieraus an Erkenntnissen mitnehmen kannst, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
DIE STUDIE
Die Partnerstudie zwischen der Duke University und der University of Aberdeen untersuchte eine Gruppe von Leistungssportlern, welche 2015 am Race Across the USA teilnahmen. Dabei galt es, über einen Zeitraum von fünf Monaten pro Woche eine Distanz von 252km zu laufen. Eingangs wurde die BMR (Basal Metabolic Rate), also der Energieverbrauch des Körpers zum Aufrechterhalten der Vitalfunktionen bestimmt und die Variation des Gesamtumsatzes über die Dauer des Rennens mittels Spirometrie gemessen. In Folge verglichen die Forscher die Daten mit weiteren Rennen. Deren Dauer rangierte von 0.5 bis über 250 Tagen.
DIE ERGEBNISSE
In Kumulation zeigte sich ein klarer Trend. In graphischer Darstellung stieg die Kurve zunächst schnell und stark an, sank dann jedoch wieder ab, bis sie sich auf einem kontinuierlichen Level stabilisierte. Während der Tagesumsatz zu Beginn längerer Rennen also noch sehr hoch lag, senkte er sich schrittweise in negativer Proportionalität der Dauer ab, bis er sich knapp unterhalb der dreifachen BMR einpendelte. Der Körper der Probanden senkte den Gesamtenergieverbrauch trotz gleicher Streckenlänge immer weiter ab.
Im nächsten Schritt zog die Untersuchungsgruppe Daten aus diversen Overfeeding-Studien heran, bei denen Probanden gezielt höhere Mengen an Energie über dem Grundumsatz zugeführt wurden. Hieraus konnte die Schlussfolgerung gezogen werden, dass der Körper lediglich in der Lage ist, maximal das 2.5-fache des BMR effektiv in Energie umzusetzen. Liegt der Tagesumsatz darüber, ist er gezwungen, eigene Körpermasse zur Energiebereitstellung anzugreifen. Er fällt in einen katabolen Zustand, bei dem er neben dem Abbau von Fettgewebe und intramuskuiären Glykogenspeichern auch beginnt Muskelgewebe abzubauen.
DIE ERKENNTNIS
Die Ergebnisse lassen verschiedene Theorien zu. Die, auch nach Ansicht der Untersuchungsgruppe wahrscheinlichste ist Folgende:
Das Plateau, welches sich in der Studie ergab, könnte einen Schutzmechanismus des Körpers darstellen, um sich nicht selbst sprichwörtlich “aufzubrauchen”. Durch eine Senkung des Grundumsatzes und einen insgesamt ökonomischeren Energiehaushalt kann er die Belastung länger erbringen. Gleichzeitig stellt dies aber vermutlich auch die absolute biologische Schwelle für solche Langzeitevents dar, welche der Körper leisten kann. Wird diese forciert zu überschreiten versucht, endet es zwangsläufig in einem Erschöpfungsabbruch zum Schutz der eigenen Ressourcen. Dieser Effekt tritt aber, wie erwähnt erst bei Wettkämpfen mit außerordentlicher Dauer ein. Bei kürzeren Rennen war dies nicht zu beobachten.
DIE PROBLEMATIK
Nicht nur lassen die Ergebnisse mehrere Deutungsmöglichkeiten zu, auch das Design der Studie wirft Ungereimtheiten auf. Zunächst ist hier der sehr kleine Probandenkreis aufzuführen, der fünf Männer und eine Frau umfasste. Hinzu kam, dass von dieser Gruppe nicht alle das Rennen beendeten. Ein Teilnehmer brach das Rennen aus Erschöpfungsgründen ab, während der andere eine alternative, längere Route wählte. Ebenso marschierte ein Teilnehmer mit Rucksack, anstatt die Strecke tatsächlich zu laufen. Die Vorabbestimmung des BMR wurde anhand einer Formel geschätzt, ohne diese auf tatsächliche Akkuratheit zu testen, was starke Abweichungen des tatsächlichen Ist-Werts bedingen kann. Abschließend ist auch die Spirometrie, als Methode zur Bestimmung des BMR in der Vergangenheit oftmals aufgrund ihrer ungenauen Ergebnisse kritisiert worden.
Dementsprechend erscheinen die Studienergebnisse in nicht mehr ganz so klarem Licht.
TAKE HOME MESSAGE
Während die Studie mit Sicherheit einen Anhaltspunkt für weitere Untersuchungen geben kann, lässt sich damit auf alleiniger Basis keine klare, wenn überhaupt irgendeine Aussage treffen. Hier sind definitiv weitere Forschungen mit besserem Design in dieser Richtung nötig, um fundiertere Erkenntnisse zu gewinnen.
Link zu Studie
Extreme events reveal an alimentary limit on sustained maximal human energy expenditure
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